Step Ahead-Group will den ERP-Markt aufmischen

Step Ahead-Group will den ERP-Markt aufmischen

Ehrgeizige Ziele der ERP-Troika um Steap Ahead, die zu den Top-3 Anbietern im deutschsprachigen Europa aufsteigen will. Weitere Zukäufe sind geplant. Ein Kraftakt dürfte die aktuelle Suche nach neuen Partnern sein.

Eine Stellenausschreibung kann nicht nur viel über die Kultur eines Unternehmens verraten, sie ist auch ein erster Indikator dafür, ob ein  künftiger Arbeitgeber aus der IT-Branche nahe genug an Technologietrends ist, die Kundenbedürfnisse und damit den Markt treffen. »Keine Lust mehr auf langweiliges, angestaubtes ERP on-premises Geschäft?«, spricht Systemhaus Netgo einen von Cloud überzeugten IT-Consultant an, der »auf grüner Wiese das junge, dynamische Dynamics Team 365« mit aufbauen soll. Und ganz aktuell sucht Netgo für seine Zentrale in Borken auch einen »Consultant – User Adoption«. In der Jobbeschreibung fallen reihenweise Begriffe wie »Transformation, IT-Chance-Projekte, Change-Management«. Man wünsche sich eine Person, die »gängige Workshop-Formate und die klassischen Change Tools im Schlaf beherrscht« - Affinität zur IT und neuen Technologien erwünscht.

Zwei Stellenausschreibungen, die ziemlich gut das Dilemma einer Branche beschreiben, die ihren Ursprung im IT-Produkt- und Projektgeschäft hat und sich nun seit einigen Jahren schon in Richtung Digitalisierungs- und Transformationsberater bewegt.

Weg vom Schrauber
Systemhäuser und IT-Dienstleister wie Netgo brauchen noch immer den auf eine Hersteller-Lösung fokussierten IT-Spezialisten. Mehr noch aber benötigen sie auch einen generalistisch auf die Business Prozesse ihrer Kunden blickenden Digitalisierungberater oder, wie Geschäftsführer Ralph Friederichs vom Kölner IT-Dienstleister Cyberdyne schon vor einigen Jahren das neue Mantra ausrief: »Wir müssen weg vom Image des Schraubers, hin zum Berater unserer Kunden«.

Egal, ob Hard- oder Software: Digitalisierungsberatung ist viel mehr als die Summe aller früheren Einzeltätigkeiten eines Systemhauses. Wer heute mit Vorständen und Geschäftsführern der Kunden auf Augenhöhe über deren Märkte, Unternehmensziele und Visionen diskutieren und IT als wichtigen Baustein in ein umfassendes Zukunftskonzept integrieren kann, ist als Partner sehr gefragt.

Auch bei ERP-Herstellern wie Step Ahead, wo man allerdings das ERP on-premises-Geschäft noch nicht als langweilig und angestaubt ausruft. Trotz des großen Cloud-Zuspruchs verdient man in Germering bei München ja noch gutes Geld mit lokalen Installationen. Aber wie lange nährt es »noch« den Hersteller und seinen mittlerweile auf 20 aktive Partner geschrumpften Channel?

Wildern bei anderen ERP-Herstellern
Karl Gerber bedauert diese Konsilidierung, andererseits klingt es trotzig und kämpferisch, wie der Vorstand der zu Jahresanfang aus den drei fusionierten ERP-Herstellern Step Ahead, Godesys und Informing neu gegründeten Holding (CRN berichtete) neue Partner gewinnen will. »Wir haben das Partnermanagement neu ausgestellt, seit Januar laufen in DACH viele Rekrutierungsmaßnahmen. Wir werden auch in anderen ERP-Partnernetzwerken wildern«, sagt Gerber im Gespräch mit CRN. Seine Zielmarke: Mindestens zehn neue Partner dieses Jahr dazugewinnen.

Dem Manager geht es nicht ausschließlich darum, ISVs an Bord zu holen, die ERP-Kernsysteme um Branchenspezialitäten erweitern. Vielmehr hat Gerber solche Partner im Blick, die in der Lage seien, mit Kunden umfassend über Digitalisierungsstrategien zu diskutieren, die IoT-Maschinendaten im Blick haben und es verstünden, den Nutzen solcher Daten für den jeweiligen Kunden darlegen zu können. Die Kür also, die über der Pflicht zur Systemintegration steht.

»Partner behandeln wir wie beste Freunde, sie bekommen die Schlüssel zu unserem Büro«, meint Gerber im übertragenen Sinn Hilfen wie Leads, monetäre Anreize und mit mySteps eine Cloud-basierte, »total offene« Technologie, die zukunftssicher sei und dabei helfen könne, dass auch Partnerlösungen intergiert würden und entsprechend skalieren. »Wir haben den Weg und geben Partnern sehr gerne ein Stück vom Kuchen ab«, sagt ein selbstbewusster Gerber, der sein IT-Handwerk als Systemhausinhaber und zuletzt Vorstand des IT-Dienstleisters  ITCG AG gelernt hat.

Ziel: Top-3 ERP-Hersteller
Gerber wechselt in die ERP-Softwarebranche just in einer Phase neuerlichen Aufbruchs. Der Platz für die rund 500 Hersteller in diesem fragmentierten Anbietermarkt wird zunehmend eng. Es gibt Unternehmer und nicht wenige ihrer Partner, die glauben, dass Lizenz- und Wartungseinnahmen aus einer stattlich gewachsenen installierten Basis bis zu ihrem Ruhestand reichen würden. Gerber gehört schon deswegen nicht dazu, weil der 49-Jährige auf die Frage nach seiner Work-Life-Balance wie aus der Pistole geschossen antwortet: »Ich bin ein Workaholic und arbeite sehr gerne«. Seine beiden Vorstandskollegen bei der Step Ahead Group, Wolfgang Reichenbach und Guido Grotz, werden ihn nicht bremsen können und wollen. Denn die beiden 52-Jährigen zünden gerade die zweite Raketenstufe ihres Unternehmertums, nach der Gründung des ERP-Hersteller Step Ahead vor 21 Jahren.

Dieses Mal zwar formal als Angestellte der Holding, die der Berliner Elvaston Capital Management gehört. An diesen VC hatten sie Ende 2019 die Mehrheit ihrer Step Ahead-Anteile verkauft - wie die Gründer von Godesys und Informing auch. Aber der Investor will, dass Reichenbach und Grotz die neue Holding wie Unternehmer führen. Eine Strategie, die dieser Investor mit Anlageschwerpunkt auf mittelständische ERP-Hersteller favorisiert und Geld für weitere Akquisitionen der Holding bereitstellen will. Aber auch die Kasse der Step Ahead sei gut gefüllt, sagt Reichenbach.

Namen nennt er freilich keine, aber weitere Übernahmekandidaten hat der für die M&A-Aktivitäten zuständig Reichenbach bereits sondiert. »Wir wollen zu den Konsolidierern im Markt gehören, nicht zu den Konsolidierten«, gibt er die Richtung vor. Die Ziele sind durchaus sportlich: 100 Millionen Euro Umsatz sollen es mittelfristig werden – mehr als eine Verdreifachung. Gemeinsam kommt die Step Ahead Group auf 1.800 Kunden und 65.000 Nutzer in DACH. Mit 230 Mitarbeitern erzielen die drei ERP-Spezialisten aktuell einen Jahresumsatz von über 30 Millionen Euro. Organisch wolle man »signifikant zweistellig wachsen«, sagt Reichenbach gegenüber CRN. »Unser Ziel ist es, unter die Top-3 Hersteller im deutschsprachigen Europa zu kommen«.

Wir-Gefühl stärken
Dass längst nicht alle Wettbewerber die hohen Entwicklungskosten für eine cloud-basierte Modernisierung ihrer ERP-Systeme sowie Investitionen in einen Partnerkanal stemmen könnten, werde den Druck zur Konsolidierung erhöhen, ist sich Guido Grotz sicher. Bevor die Holding weitere Hersteller übernimmt, muss der Manager allerdings den Bogen über alle drei etablierten ERP-Systeme unter dem Step Ahead-Dach spannen und die Produkte optimieren. Und er will das »Wir-Gefühl« in der neuen ERP-Troika stärken. Trotz der noch kurzen Zeit seit der Fusionsbekanntgabe will Grotz hier schon eine positive Stimmung unter den ERP-Konföderierten ausgemacht haben. »Es ist erstaunlich, wie schnell aus Wettbewerbern Freunde werden«.

Quell: CRN | Autor: Martin Fryba | Veröffentlicht am 06. März 2020, 11:00 Uhr

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